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Das Weltreich Karls V.
Wo die Sonne nie unterging
Karl V. war einer der bedeutendsten europäischen Herrscher am Beginn der Neuzeit. Kaiser Karl V. verfügte mit Besitzungen in Europa und in Amerika über riesige Gebiete und großen Reichtum. Er hatte große Ansprüche, erbte gewaltige Gebiete und kam durch die Entdeckungen auf den amerikanischen Kontinenten zu finanziellen Mitteln in riesigem Ausmaß.
Seine Politik wurde bestimmt durch religiöse Konflikte und Kämpfe gegen äußere Feinde. Kriege gegen Frankreich und das Osmanische Reich prägten große Teile seiner Herrschaftszeit. Finanzieren konnte Karl diese Kriege durch die Gold- und Silberlieferungen aus den Eroberungen in Amerika.
Unter seiner Herrschaft kam es letztendlich zur Teilung der Habsburger in die spanische und die österreichische Linie.
Der Herrschaftsbereich Karls V.
Herrschaftsbereich Karls V. Weinrot: Kastilien Rot: Besitzungen Aragons Orange: Burgundische Besitzungen Gelb: Österreichische Erblande Blassgelb: Heiliges Römisches Reich
Überseeische Besitzungen
Zur Finanzierung der weitgespannten Machtpolitik sowie der Armee und der Flotte, welche vor allem in den 1530er Jahren stark anstiegen, war Karl V. nicht zuletzt auf die spanischen Einkünfte angewiesen. In der mittleren Phase seiner Herrschaftszeit bezog Karl aus den spanischen Besitzungen pro Jahr immerhin eine Million Dukaten.
Der Leiter der spanischen Angelegenheiten Francisco de los Cobos y Molina baute eine wirkungsvolle Bürokratie auf, um die Gelder einzutreiben. Bald jedoch reichten diese nicht mehr aus. Die Gold- und Silberlieferungen der Konquistadoren aus den neu eroberten Ländern auf dem amerikanischen Kontinent gewannen an Bedeutung.
Nach der Erschließung der Silberminen von Potosí erreichten in den Jahren zwischen 1541 und 1560 480 Tonnen Silber und 67 Tonnen Gold Spanien. Ein Fünftel der Einnahmen aus Amerika stand der Krone zu, weshalb die Kriegszüge Karls V. ohne die Goldsendungen Hernán Cortés aus Neu-Spanien und Francisco Pizarros aus Peru nicht durchführbar gewesen wären.
In Spanien wurde damit begonnen, die Verwaltung und Ausbeutung der neuen Kolonien zu organisieren. Sevilla wurde 1525 zum Monopolhafen für den Verkehr mit Amerika, mit dem Indienrat wurde die zentrale Behörde der Kolonien ebenfalls dort angesiedelt. Im Jahr 1535 wurde das Vizekönigreich Neuspanien und 1542 das Vizekönigreich Peru ausgerufen. Das gewonnene Edelmetall diente als Basis für Anleihen. Trotz der hohen Einnahmen reichten die Einkünfte aber nicht aus, um die Ausgaben für Karls Machtpolitik zu decken. Zeitweise wurden die amerikanischen Besitzungen an die Gläubiger verpfändet. So kam etwa 1527 das heutige Venezuela an das Handelshaus der Welser, die dieses Gebiet bis 1547 ausbeuteten. Insgesamt hat die Politik der Anleihen die Verschuldung insbesondere Spaniens stark beschleunigt.
Wenn auch die Eroberungen nicht zentral gelenkt wurden, förderte Karl doch die Expansionspolitik und beteiligte sich an der Finanzierung der Weltumsegelung des Ferdinand Magellan. Durch die neuen Besitzungen in Amerika und auf den nach seinem Sohn und Thronfolger Philipp benannten Philippinen (die allerdings erst nach Karls Tod formal spanisch wurden) im Pazifik regierte Karl V. über ein Reich, von dem er selber gesagt haben soll, dass in ihm „die Sonne niemals unterging“.
Gerechtfertigt waren die Eroberungen in Übersee nach Meinung des Kaisers durch die Bekehrung der Heiden zum Christentum. Auch unter Einfluss von Bartolome de las Casas versuchte Karl durch verschiedene Verordnungen und Gesetze der Versklavung der Indianer entgegenzuwirken. In den 1540er Jahren wurde sogar eine Befreiung aller Indios befohlen. Letztlich scheiterten diese Versuche jedoch an den Gegebenheiten in den Kolonien und an dem Goldbedürfnis Karls.