Rifkriege

Mit Rifkrieg werden drei Kriege im nördlichen Marokko (im Rif) bezeichnet:

Vorgeschichte

Melilla wurde 1497 von Spanien erobert. Im 19. Jahrhundert begann Spanien außerhalb der Stadt zu expandieren und in die Infrastruktur und die Industrie zu investieren. Diverse Abkommen 1859, 1860, 1861 sicherten die spanischen Interessen ab. Obwohl Spanien mit Einwilligung der marokkanischen Regierung vorging, kam es zu Spannungen zwischen der spanischen Armee und den ansässigen Berberstämmen, die den Spaniern, aber auch den Marokkanern feindlich gesinnt waren und über die der Sultan praktisch keine Kontrolle hatte. Überfälle und Piraterie im Rif wurden in der spanischen Presse ausführlich kommentiert und es kam immer wieder zu spektakulären Übergriffen.

Um 1890 wurde ein spanisches Handelsschiff von Rifpiraten aufgebracht und die spanische Marine schickte ein Kanonenboot, die Isla de Lúzon, für eine Rettungsmission aus. Die verschleppten Spanier blieben verschwunden und man kam zum Schluss, dass sie wahrscheinlich als Sklaven verkauft wurden.

Im Sommer 1893 kam es zu kleineren Unruhen und der Gouverneur von Melilla begann mit dem Ausbau der Festungsanlagen der Stadt. Hierbei wurden vor allem neue Redouten in Peuta de Cabiza und Punta Dolossos errichtet.

Rifkrieg (1893)

Der Rifkrieg von 1893, auch Guerra de Margallo (nach Juan García Margallo mit dessen Tod die öffentliche Meinung in Spanien aufgewühlt wurde), war ein bewaffneter Konflikt zwischen Spanien und 39 Stämmen des Rifs im nördlichen Marokko. Im Laufe der Zeit wurde auch der Sultan von Marokko, Mulai al-Hassan I., mit einbezogen. Der Konflikt wurde im Oktober 1893 kriegerisch, am 9. November 1893 erklärte Práxedes Mateo Sagasta für Spanien einen Krieg, welcher durch das Abkommen von Fez 1894 beendet wurde.

Rifkrieg (1909)

Der Rif-Krieg 1909 oder Krieg um Melilla war ein militärischer Konflikt zwischen Marokko und Spanien und fand 1909 rund um Melilla statt.

Nach dem verlorenen Spanisch-Amerikanischen Krieg 1898 suchte Spanien durch die Ausweitung seiner Einflussnahme in Nord-Afrika Ersatz für das verlorene Prestige.

Spanien gelang es zwar, sein Herrschaftsgebiet auszudehnen, doch große Teile Nordmarokkos blieben unbehelligt. Nach dem Vertrag von Fès errichtete Spanien 1912 in Nordmarokko ein Protektorat, doch erst im Dritten Rifkrieg (1921) konnten die Spanier diese Gebiete unter ihre Kontrolle bekommen.

Rifkrieg (1921)

Als Rifkrieg (1921–1926) wird der militärisch ausgetragene Konflikt zwischen den Rifkabylen unter Mohammed Abd al-Karim und Spanien bezeichnet.

Die Spanier versuchten, entsprechend dem Vertrag von Fès vom 30. März 1912 und dem französisch-spanischen Vertrag vom 27. November 1912, ihre Herrschaft auf das gesamte, ihnen zugesprochene Kolonialgebiet in Nordmarokko auszudehnen. Es gelang ihnen schließlich, ausgehend von ihren alten Stützpunkten an der Küste (Plaza de soberanía) das gesamte Protektoratsgebiet zu erobern.

Dieser Krieg war nach dem Rifkrieg (1909) der letzte in einer Reihe von Konflikten auf dem Gebiet des Rif-Gebirges.

Ab 1921 begannen spanische Truppen, unter dem propagandistischen Vorwand einer Strafexpedition zur Ergreifung von Ahmed ben Mohammed el-Raisuli, das spanische Protektoratsgebiet im Rif zu besetzen. Die Besetzung wurde übereilt und ohne Sicherung der Nachschublinien durchgeführt.

Der Führer der Berber-Stämme, Mohammed Abd al-Karim, sandte eine Warnung an den spanischen General Manuel Fernández Silvestre, dass, sollte er den Fluss Amekran überqueren, man dies als Kriegserklärung betrachten werde. Der Spanier sandte dennoch einen Voraustrupp über den Fluss, der noch am gleichen Nachmittag von rund 1.000 Rifkabylen umzingelt wurde, wobei 179 Spanier getötet wurden und der Rest den Rückzug antreten musste.

Am 22. Juli 1921 wurden die spanischen Stellungen bei Annual (Marokko) im nordöstlichen Marokko direkt angegriffen. In den drei Wochen der Schlacht von Annual kamen ca. 8-10.000 spanische Soldaten ums Leben. Nach dem Desaster von Annual gab es einen Strategiewechsel auf spanischer Seite. Für das Verseuchungskonzept mit Senfgas (Lost) nach Hugo Stoltzenberg wurde das zentrale Rif bis Anfang 1925 zunehmend geordnet von den spanischen Truppen geräumt. Im Westen bei Tétouan zogen sie sich hinter eine nach Primo de Rivera bezeichnete Linie zurück und befestigten diese. Im Osten verteidigten sie ein reduziertes Gebiet um Melilla.

In der Euphorie des Sieges wurde 1923 die Rif-Republik proklamiert. Ihre Existenz widersprach jedoch der europäischen Einigung über die Aufteilung Marokkos. Es wurde eine wirksame Seeblockade gegen sie durchgeführt. Der französische Kriegsminister Paul Painlevé traf am 17. Juni 1925 in Madrid eine Vereinbarung mit dem Diktator Primo de Rivera. Am 13. Juli 1925 wurde Philippe Pétain zum Oberbefehlshaber der französischen Rif-Armee ernannt. Er verfügte über mehr als hundert Bataillone, nicht gezählt die mehr als 350.000 Harkas des Majzen, der Verwaltung des Sultans Mulai Yusuf.[2] Ab 1925 besetzten 250.000 Mann unter Pétain die fruchtbaren Gebiete in Französisch-Marokko und unterbanden die Versorgung der Rif-Republik mit Lebensmitteln. Gegen das von der Rif-Republik kontrollierte Gebiet wurden massiv Chemiewaffen eingesetzt. Am 8. September 1925 landeten spanische Truppen an der Küste bei Al-Hoceima.

1926 rückten die Spanier in den Rif vor, von Süden drangen die Franzosen vor. Am 27. Mai 1926 ergab sich Abdelkrim den Franzosen und ein Jahr später beendete der letzte Stamm der Rif-Kabylen den Kampf.

Der Einsatz von Senfgas (Lost) stellte einen Bruch der Haager Landkriegsordnung dar. Die Verseuchung mit Lost führte dazu, dass das Gebiet um Al-Hoceima auch heute noch die Lungenkrebsstatistik in Marokko anführt. Der Sieg wurde um den Preis einer nachhaltigen Verseuchung weiter Gebiete errungen.

Das Protektorat Spanisch-Marokko bestand bis 1957. Anschließend zogen sich die spanischen Truppen wieder auf die alten Stützpunkte, der Plaza de soberanía, zurück.

 

 

 

 

 

Quellen

 

Bildnachweis

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